Eine aktuelle Studie der University of Chicago hat wieder einmal belegt, wie wichtig Dankbarkeit und Danke sagen ist. Dankbare menschen grübeln weniger und sind weniger depressiv.
Warst du heute schon dankbar?
Kannst du ohne Zögern sagen, „JA“ ich bin dankbar“.
Oder eher ein „Nein“, wofür denn?
Für meinen Job, den ich nicht mag. Ich musste dafür früh aufstehen, obwohl ich lieber weitergeschlafen hätte. Dann stand ich in der vollen Bahn oder im Stau. Das eklige Essen in der Kantine. Meine schlecht gelaunten Kollegen. Beim Yoga war es zu voll. Das Wetter war schlecht.
Mir ist der Begriff und die Wichtigkeit von Dankbarkeit während meiner Zeit in London bewusst geworden und hat mit den Jahren an immer höherer Bedeutung für mich gewonnen.
Hier habe ich in einem Modegeschäft am Oxford Circus gearbeitet. Arbeitsschutz und Menschlichkeit hatten hier kaum einen Stellenwert. Obwohl man das in einem so hippen, angesagten Laden, der öfter mal in der Öffentlichkeit steht, mit Sicherheit erwartet hätte.
Wir waren in so einer art Katakombe im Keller untergebracht. Gleich neben der U-Bahn, deren Vibrieren man regelmäßig gespürt hat. Das Kondenswasser tropfte von der Decke. Hier war unser Lager auf viel zu kleinem Raum untergebracht. Um all unsere Ware unterzubringen, wurde diese einfach mal Dreistöckig nach oben gehangen. Um an unsere Ware zu kommen, mussten wir auf wackelige Leiter klettern. Es war eng, gefährlich und die Bezahlung war super mies. Das Mädchen mit dem höchsten Stundenlohn lag bei 7 Pfund Brutto. Und sie war Managerin. Die Miete für ein Zimmer lag bei mind. 400 Pfund. An Essen gehen war nie zu denken, ganz zu schweigen, sich mal neue Kleidung zu kaufen, selbst im Sale war Kleidung noch zu teuer. Luxus war es, mit Freunden im Pub ein Bier zu trinken.
Aber trotz dieser Umstände waren wir ein nettes zufriedenes Team. Ich habe hier mit Menschen aus der ganzen Welt dort gearbeitet. Hochqualifizierte, begabte Menschen aus allen Teilen der Welt, die nach London kamen um ihr Glück zu finden. Hier sind wir nun gelandet, im Keller eines Hippen Kaufhauses und waren doch so glücklich.
Ich habe viel über Dankbarkeit nachgedacht in dieser Zeit. Auch wenn ich mir nichts leisten konnte, ich ein sehr einfach und reduziertes Leben geführt habe, war ich dennoch so dankbar. Dankbar darüber, dass ich frei war, dass ich fei entscheiden durfte. Ich war nicht eingesperrt oder versklavt, wie leider viel zu viele Menschen auf der Welt. Ich konnte mir mit dem wenigen Geld ein Zimmer leisten und für mich sorgen. Diese Dankbarkeit wurde mir besonders bewusst gemacht durch meine Kollegen. Sie kamen aus meist viel ärmeren Ländern. Für sie war London ein Traum und die Umstände, die ich als Alptraum empfunden habe, kein Hindernis um Glücklich zu sein.
Als ich zurück nach Berlin gezogen bin, war das wie das Paradies für mich.
Wow, das Wasser schmeckt so gut aus der Leitung und nicht nach Chlor, die Zimmer waren so groß, die Mieten so günstig, die Löhne so hoch, die Luft sauber. Es gibt Seen im Sommer in der Nähe.
Ich bin einfach so dankbar und glücklich über mein wunderschönes Leben.
Ich freue mich jeden morgen und Abend über mein tolles Bett, jeden Tag über mein gutes Essen. Über meine schöne Wohnung. Ich freue mich über das grün der Bäume, die Vögel vor meinem Fenster. Meine Freiheit, die ich jede Minute erleben darf. Meinen gesunden Körper. Dafür, dass ich keine Angst um mein Leben haben muss, ich kann nachts auf die Straße gehen. Das sind alles Dinge, die für die meisten Menschen auf der Erde keine Selbstverständlichkeit sind. Denke darüber mal nach wenn du mal wieder unzufrieden bist und dir die Welt so ungerecht erscheint.
Klar gibt es auch bei mir noch Tage, da klappt das Dankbar sein nicht so wie es sein sollte.
Da sehe ich nur die grauen Betonklötze und höre den Lärm nachts der Jugendlichen in dem Ghetto in dem ich gerade lebe und rege mich darüber auf. Oder ich jammere über meine Platten im Rücken und die Schmerzen die ich dadurch permanent habe. Auch ich fühle mich manchmal einsam und allein oder habe Existenzängste wenn ich schon lange keinen Job mehr hatte. Aber diese Tage sind wirklich sehr sehr selten geworden, da ich mich immer wieder erinnere wie gut ich es hier jeden Tag habe. Außerdem verliert man dadurch zu viel Energie, die man für sinnvolleres nuten sollte.
Warst du heute schon dankbar?
Leider haben wir viele Menschen verlernt dankbar zu sein, da es meist für uns selbstverständlich ist alles zu haben und im Überfluss zu leben. Gerade hier in der westlichen Welt.
Doch können wir Dankbarkeit wieder in unser Leben integrieren, indem wir uns dessen jeden Tag bewusst werden.
Erinnere dich daran auch für Kleinigkeiten dankbar zu sein. Für Dinge, Personen, Gegebenheiten von denen du denkst, dass sie selbstverständlich sind.
Ich habe eine eigene Matratze, es ist gemütlich kuschelig warm. Was für ein Luxus. Wirklich, so viele Menschen auf der Erde bleibt dies verwehrt. Werde dir dem mal bewusst und freu dich dass du das erleben darfst.
Ich habe regelmäßig warme Mahlzeiten, einen Job bei dem ich Geld bekomme oder darf zur Schule gehen.
Ich lebe in Freiheit, kann selbst entscheiden ob ich heute raus gehe oder nicht.
Ich habe Freunde, Familie. Ich kann meinen Hobbys nachgehen und zusammen sein mit wem ich möchte.
Wow, das sind wenige von vielen Privilegien die wir jeden Tag genießen dürfen. Die wir oft gar nicht schätzen, da sie für uns normal sind.
Auch wenn das Leben dir hart und ungerecht erscheint, da du arm, krank oder dir durch gewisse Umstände vieles nicht so gegeben ist, wie deinen Mitmenschen. Wenn man genau hinsieht, findet du Dankbarkeit.
Und auch, wenn es oft noch so sehr schwer ist und das Leben dir die Themen mit noch so einer Wucht um die Ohren haut. Schau genau hin und finde Dankbarkeit darin. Das wird dir helfen, das Leben mit anderen Augen zu sehen.
Es macht dich unglaublich stark. Je tiefer das Loch ist, aus dem du hinausgeklettert bist, desto leichter empfindest du jedes weitere Loch.
Die Löcher wird es immer geben. Wenn das nächste kommt, dann freu dich und sei Dankbar, denn es macht dich nur noch stärker und zu diesem wunderbaren Menschen, der du bist.
Wie geht es dir mit Dankbarkeit?
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